Juli 2011

Riseup Geschichten

Einige von Euch mögen sich erinnern, daß wir vor längerer Zeit darum baten, Eure Riseup Geschichten einzusenden. Nochmals, wir würden gerne hören, welche Arbeit Ihr in dieser Welt verrichtet und wie Euch Riseup dabei hilft.

Warum? Eure Geschichten inspirieren uns an Tagen, an denen wir in den Serverschränken klemmen, Spammer bekämpfen oder im Code verirrte Kommata suchen, die alles durcheinander bringen. Auch glauben wir, daß es unsere Bewegungen stärkt, wenn wir Geschichten von Kampf, Strategie und Erfolgen austauschen. Wir hoffen, jeden Monat dem Newsletter eine solche Geschichte beifügen zu können. Also schreib uns schon, worauf wartest Du? pigeon@riseup.net

Deine Regierung will das Internet kaputt machen

Rickard Falkvinge, Gründer der schwedischen Piratenpartei, schrieb vor kurzer Zeit [1]:

“Regierungen auf der ganzen Welt, insbesondere im sogenannten Freien Westen, erscheinen wie verwirrte Schafe. Einerseits applaudieren sie den Netzaktivisten, die anderen Menschen helfen, ungehindert zu kommunizieren, um Neuigkeiten aus repressiven Regimes zu verbreiten. Zur selben Zeit jedoch sperren sie Leute ein, die die gleichen Technologien in ihren eigenen Ländern anwenden.”

Der Kern der Sache ist, daß Regierungen in der Lage sein wollen, zu wissen, wer Du auf dem Internet bist. Das fällt ihnen derzeit schwer, und sie wollen die Technologie des Internet so gestalten, daß sie die Identifikation vereinfacht.

Das war die Essenz des vergangenen eG8-Gipfels [2] in Frankreich. Führer aus der ganzen Welt kamen zusammen, um die Idee voranzutreiben, die “Herrschaft des Gesetztes” auf das Internet auszuweiten.

Beispiele hierfür können wir im französischen HADOPI-Gesetz [3] finden (welches eine Behörde installiert, die reguliert, wer Zugang zum Internet hat), das Gesetz zum Abhören ohne richterlichen Beschluss in Schweden [4], sowie das Bestreben der Obama-Administration, in den USA Hintertüren zu verschlüsselter Kommunikation vorzuschreiben [5].

All das ist eine wirklich schlechte Idee - aus einem einfachen Grund: Die einzige Möglichkeit, im Internet Real-Identitäten durchzusetzen, ist einen Polizeistaat aufzubauen.

Wie Bruce Schneier, einer der führenden Experten für Computersicherheit, schrieb [6]:

“Bits sind Bits; die kommen nicht mit angehängter Identitätsinformation… Wir haben einfach bei weitem nicht die Sachkenntnis, ein wasserdichtes System zum Nachweis von Eigenschaften aufzubauen… Alle Versuche, diese Begrenzung zu umgehen, werden scheitern und werden zunehmend durch solch polizeistaatliche Maßnahmen in der "echten Welt” gedeckt werden müssen, wie sie die Unterhaltungsindustrie für ihre Kopierschutz-Mechanismen fordert. Das ist der Weg Chinas: Polizei, Spitzel und Angst… Gesetzeshüter und andere müssen begreifen, daß die alten Ideen von Identifikation im Internet nicht funktionieren."

Falls sich die Liberalen (engl. “civil libertarians”) durchsetzten, wird das Internet noch immer eine Spielwiese des Kapitalismus bleiben – aber wenigstens wird es nicht zur technologischen Grundlage vollständiger sozialer Überwachung.

Wenn Du die Möglichkeit, anonym im Internet zu kommunizieren, durchsetzen willst, solltest Du das Riseup VPN ausprobieren. Diesen Monat lassen wir es von Leuten testen, um noch einige Fehler zu beseitigen. Mehr darüber lesen und lernen, wie es funktioniert, kannst Du unter https://help.riseup.net/vpn

Riseup Neuigkeiten

Vergangenen September baten wir Euch, für drei Projekte Geld zu spenden (und Ihr habt, das war fantastisch! Ja, Du!). Jetzt möchten wir Euch auf den neuesten Stand bringen, wo wir mit ihnen stehen.

Das erste war, die Programmierung des Crabgrass-Projektes abzuschließen. Das ist eine Plattform zum sozialen vernetzen und organisieren auf Basis freier Software, von der wir glauben, daß sie für Euch alle sehr nützlich sein wird. Wir sind mit dem Projekt in riesigen Schritten voran gekommen und arbeiten derzeit an den letzten Tupfen und Schnörkeln, so daß wir der Veröffentlichung einer Software näher kommen, auf die wir wirklich stolz sind. Werden wir es bis September geschafft haben? Liebes Universum, wir hoffen es! Wir glauben schon. Kreuze die Finger und klopfe auf Holz.

Das zweite Projekt war, neue Rechner zu konfigurieren, um den Mail-Service aufzurüsten. Das haben wir getan, und Mail läuft nun wesentlich sicherer und stabiler. Jeden Monat fügen wir etwa 1000 neue Mail-NutzerInnen zu unserem System hinzu. Hussa!

Und zu guter Letzt wollten wir unsere ProgrammiererInnen mit Burritos und Kaffee verwöhnen. Wir freuen uns, diesbezüglich von widerhallendem Erfolg berichten zu können. Kürzlich hatten wir eine Riseup-Tagung, wo es nicht nur Burritos und Kaffee gab, sondern auch Kekse, Margaritas und vegane Würstchen, während wir unsere Träume von Technik, Solidarität und Freiheit träumten.

Wie immer sind wir darauf angewiesen, daß Ihr alle unsere Arbeit unterstützt, denn so wie unser Angebot an radikalen technischen Dienstleistungen wächst, wachsen auch unsere Ausgaben. Auch wenn wir im vergangenen Jahr mehr denn je gespendet bekamen, sind wir in Riseup-Land immer knapp bei Kasse, vor allen Dingen, weil wir deutlich mehr NutzerInnen unterstützen. Also, falls Du kannst, wir würden uns über Deine Spende riesig freuen. https://riseup.net/donate

Herzlich, alle Riseup-Vögel